Schule als Ort des Sozialen Lernens
Soziales Lernen zielt auf den Aufbau positiver Beziehungen und die Fähigkeit, das eigene Tun zu reflektieren und sich selbst und andere wahr- und anzunehmen. Soziales Lernen trägt dazu bei, Unterschiede untereinander zu respektieren und miteinander wertschätzend, rücksichtsvoll und verantwortungsbewusst umzugehen, es geht somit um die Erziehung zur Mündigkeit. Soziales Lernen ist ein integraler und wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Soziales Lernen findet immer statt. Es ist prozessorientiert, nicht ergebnisorientiert.
Die Lehrpläne fordern die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen und das Herausbilden fundamentaler Kompetenzen im Unterricht, somit ist nicht nur der Erwerb von Sachkompetenz das Ziel einer umfassenden Bildung, sondern auch die Befähigung zur Selbstreflexion und der Erwerb von Sozialkompetenz.
Dazu gehören
- die Bereitschaft zum selbstständigen Denken und zur kritischen (Selbst-)Reflexion
- eine am prosozialen Miteinander orientierte und positive Lebensgestaltung
- die konstruktive Mitarbeit an gesellschaftlichen Aufgaben
- die Erlangung von Kompetenzen, die dazu befähigen, Verantwortung zu übernehmen, mit anderen kooperieren, an der Gestaltung des sozialen Lebens mitzuwirken, sowie (Eigen-) Initiative entwickeln
- dazu gehören die Förderung von Urteils– und Kritikfähigkeit sowie Entscheidungs- und Handlungskompetenz
- ein verantwortungsbewusster Umgang mit sich selbst und den anderen
- Menschlichkeit und Empathie, Gewaltfreiheit, Solidarität, Toleranz, Frieden, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Umweltbewusstsein als handlungsleitende Werte
- Höflichkeit und gutes Benehmen als elementarer Baustein für ein friedliches, respektvolles und wertschätzendes Miteinander im sozialen Umfeld von Schule und Gesellschaft
Für die Schule und den Unterricht im Besonderen bedeutet das:
- die Fähigkeiten, Begabungen und sozialen Kompetenzen der Schüler*innen stehen im Mittelpunkt von Planung und Durchführung von Unterricht.
- dem sozialen Geschehen in der Klasse wird ein besonderes Augenmerk gewidmet.
- Lehrkräfte einer Klasse arbeiten als Team.
- Lehrende akzeptieren die individuellen Entwicklungsgeschwindigkeiten der Lernenden und erkennen an, dass der Lernprozess und sein Ergebnis den Lernenden gehören, d.h. die differenzierte Förderung von Begabungen und Talenten, Interessen und Neigungen, nicht nur im intellektuellen, sondern auch im emotionalen und sozialen Bereich ist Bestandteil einer ganzheitlichen Unterrichtsplanung.
- das Klima der Schule zeichnet sich durch Zusammenarbeit und gegenseitige Wertschätzung aus und bietet Modelle zu einer konstruktiven Konfliktlösung an: Peer-Mediation, aber auch die Betreuung durch ausgebildete Schülerinnen und Schüler (Scouts) und SV-Lehrkräfte, das Beratungslehrerteam sowie der Schulsozialarbeiter.
- die Unterrichtsangebote haben einen persönlichkeitsbildenden Bezug und schaffen Raum für das Reflektieren und Erproben von Zivilcourage, d.h. für sich selbst und andere einzustehen.
- die Schule ist achtet auf einen verständnis- und respektvollen Umgang mit anderen Menschen und Kulturen.
- die Schule bemüht sich um Gewaltprävention in jeglicher Hinsicht.
Umsetzung an der IGS Melle
Das Ziel Sozialen Lernens ist ein friedliches und respektvolles Zusammenleben und Zusammenarbeiten in der Klassen- und Schulgemeinschaft.
Diese orientiert sich am formellen Werterahmen der Menschen-, Grund- und Kinderrechte („Die Würde des Menschen ist unantastbar.“). Soziales Lernen ist in allen Klassenstufen darauf ausgerichtet, prosoziale Verhaltensweisen zu fördern und zu fordern, d.h. das soziales System in einer Klasse auszubilden und zu stärken, pädagogische Angebote zu machen, damit die Kinder und Jugendlichen den Herausforderungen des Lebens begegnen können und auf Gewalthandlungen verzichten.
Soziales Lernen ist geprägt von einer Haltung, die sich an den Bedürfnissen (Sicherheit, Beziehung, Kontrolle, Stimulation, Anerkennung) von Kindern und Jugendlichen orientiert. Wichtig ist es, sich empathisch auf deren individuelle Bedürfnisstruktur einzulassen, Angebote zur prosozialen Befriedigung dieser Bedürfnisse zu machen, aber auch sich um Bedürfniskonflikte zu kümmern. Um prosozial handeln zu können, benötigen Kinder und Jugendliche Handlungs- und personale Kompetenzen, wie Mut, Zivilcourage, Ehrlichkeit, Einsatzbereitschaft, Ernsthaftigkeit und Verlässlichkeit. Insbesondere die Entwicklung von Selbstkontrolle ist die Basis und Voraussetzung für alle anderen Kompetenzen und damit eine zentrale Schlüsselfähigkeit. Dazu zählt weiterhin die Fähigkeit zum Bedürfnisaufschub und zur Frustrationstoleranz.
Das Soziale Lernen ist auf Erfolgserlebnisse ausgerichtet. Diese stärken die Selbstwirksamkeitserfahrung und das Selbstwertgefühl. Die Vorfreude auf weitere Erfolge fördert Anstrengungsbereitschaft und motiviert zu zielorientierten Verhaltensänderungen. Klare Regeln sind dazu unerlässlich.
Es gilt jedoch auch, rasche pädagogische Interventionen möglich zu machen, sollte sich das Wertegerüst verschieben, so dass Verhaltensweisen reflektiert und Regeln neu überdacht und festgesetzt werden müssen. Dissoziale Verhaltensweisen müssen offengemacht werden, ein klarer und konsequenter Umgang mit Regelverstößen ist notwendig. Dabei werden Verhaltensweisen in den Blick genommen, nicht aber Persönlichkeitsmerkmale (Trennung von Verhalten und Person). Es besteht die Möglichkeit ein zweitägiges Sozialtraining mit systemischer Mobbingintervention unter Anleitung einer Fachberaterin durchzuführen.
Die Ziele und Vorgehensweisen im Bereich des Sozialen Lernens sind Teil des Schulprogramms und innerhalb des Kollegiums Konsens, denn auch die Lehrkräfte sind Teil des sozialen Systems einer Klasse und der Schulgemeinschaft.